Wiederentdeckungen des Jiddischen Kinos

Einführung: Das Jiddische Kino

Das jiddische Kino war ein Teil der osteuropäischen, jiddischsprachigen Kultur, die seit dem 19. Jahrhundert eine rasante Modernisierung durchlief und grundlegend durch Industrialisierung und Migration sowie durch gesellschaftliche Emanzipation und Ausgrenzung geprägt wurde. Die Entwicklung des jiddischen Kinos ist seit den 1910er Jahren personell, ästhetisch und erzählerisch eng mit dem jiddischen Theater verbunden, dessen Stoffe durch Konflikte zwischen Tradition und Moderne geprägt sind. Sein goldenes Zeitalter erlebte das Jiddische Kino aber in der Ära des Tonfilms in den 1930er und 1940er Jahren. Die Zentren lagen in den Industriestädten Polens sowie in den USA und dort insbesondere in New York. In Europa wurde dem Jiddischen Kino durch die Schoa ein jähes Ende gesetzt; die wenigen Versuche, einer jiddischen Produktion nach 1945 konnten sich hier nicht durchsetzen. In anderen Teilen der Welt verschwand das Jiddische allmählich: In den USA verlor es sich durch die kulturelle Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft, in Israel wurde es bewusst durch Ivrit als Nationalsprache ersetzt. Figuren und Motive des Jiddischen Theaters und Kinos wurden dabei kulturell übertragen oder fallengelassen. Jiddische Filme waren ein Objekt nostalgischer Erinnerung und wurden praktisch nie aufgeführt.

Produktion jiddischsprachiger Filme

Warum Jüdisches Filmerbe? Die Wiederentdeckung

In den 1970er Jahren begann die Wiederentdeckung des Jiddischen Kinos. Insbesondere in der Diaspora wurde die jiddische Kultur zu einem wichtigen Bezugspunkt für eine Neuorientierung jüdischer Identität. Die zweite Generation – die Kinder der Überlebenden und der Einwanderer – begann sich für die Herkunft ihrer Familien, das jüdische Leben vor der Schoa und jüdische Gesellschaftsentwürfe jenseits des Zionismus zu interessieren. Filme ermöglichten dabei einen besonderen Zugang zu Sprache und Alltag einer untergegangenen Kultur. [LOEWY-ZITAT] Im Zuge dieser Wiederentdeckung kam es nicht nur zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte jiddischen Kultur, sondern es gründeten sich auch Archive wie das National Center for Jewish Film, es wurden Filmfestivals und Retrospektiven veranstaltet und vereinzelt sogar wieder jiddischsprachige Filme gedreht.

Die Daten

Die Datenbank versammelt Angaben zu zahlreichen Filmen des Jiddischen Kinos sowie auch zu den wichtigsten Festivals, Retrospektiven, Archiven und Ausstellungen, die zu seiner Wiederentdeckung beigetragen haben. Dazu gehören auch die wissenschaftlichen Publikationen.